Mr.Okada
Donnerstag, 5. Januar 2006
Kino und Leben
mr.okada | 05. Januar 06 | Topic 'Crap'

Im Kino will ich mich spüren. Auf ein Kino, in dem ich mich nicht wieder meiner Gefühlswelt vergewissern kann, pfeif ich. Vom Kino verlange ich ein Rechtsempfinden zurück. Zur Erhaltung meines Lebens war immer das Kino nötig.

am besten gefällt mir aber:

Da ich ohne Geld keinen Film machen konnte, hatte ich nur noch Lust, zu leben wie in einem Film.

(aus: Herbert Achternbusch, „Die Stunde des Todes" )

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Film: The Devil`s Rejects (Rob Zombie, USA 2005)
mr.okada | 05. Januar 06 | Topic 'Film'

Wie an anderer Stelle treffend formuliert: ein dreckiger mieser kleiner Film, bei dem einem das Herz aufgeht. Man braucht jedoch ein gewisses Durchhaltevermögen und ein gerüttelt Maß an Masochismus um sich durch die selten schwachsinnige Geschichte und die redundanten Gewaltexzesse zu quälen. Am Ende wird man reichlich belohnt, nicht nur mit einer phantastischen Schlußsequenz, die einen staunend zurücklässt.

Rob Zombie hat im kleinen Finger mehr intuitives Gespür für den Rhythmus seines aus dem Unterbewußtsein drängenden, zum Teil kathartisch wirkenden Bilderstroms als die allermeisten Mainstreamfilmer. Allerdings, man hat nie den Eindruck, dass hier jemand sein Tun reflektiert oder auch nur im entferntesten weiss, was er da eigentlich macht. Tatsächlich scheint dieser Umstand das größte Kapital des Films zu sein.

Die Verbindung aus Southern Rock und White Trash Mysthik verhilft dem Film sogar eigentümlicherweise zu einer Erhabenheit, die den Figuren ihre Würde zurückgibt und mit ihnen all dem wofür sie stehen. Natürlich, es geht um Rock´n Roll, eine längst verloren geglaubte Haltung und eben nicht um Lifestyle. Die Kompromisslosigkeit mit der Rob Zombie seine Überzeugungen vertritt machen TDR für mich zum ganz großen Wurf.

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Film: Domino (Tony Scott, USA 2005)
mr.okada | 05. Januar 06 | Topic 'Film'

Für mich war das reizvollste an Domino , ob und wie sich Drehbuchautor Richard Kelly, der für den womöglich besten Straight to DVD Film aller Zeiten Donnie Darko verantwortlich ist, gegen Brutalfilmer Tony Scott behaupten würde.

Um es vorwegzunehmen. Niemand und nichts hat wirklich eine Chance gegen Scotts Bildermaschine, aber dennoch spürt man, wenn man aufmerksam hinhört, unter den übereinandergetürmten Schichten eine ungewohnt leise, subversive Melodie. Das drückt sich in Dominos Backstory aus, die über den Tod des geliebten Goldfisches erzählt wird, es vermittelt sich über die Struktur des Plots, der in verschiedene Zeitebenen zerfällt und es transportiert sich vor allen Dingen über den Humor.

Interessanterweise gerät Domino gerade über diesen Humor zu einem bemerkenswert sorgfältig austariertem Balanceakt, zwischen Persiflage und Hommage. Was und wer dort gewürdigt, bzw auf die Schippe genommen wird, lässt sich gar nicht so deutlich sagen. Es ist ein Amalgam aus Tarantino, Oliver Natural Born Killers Stone und nicht zuletzt Tony Scott selbst.

Aus diesem unverfrorenem Ansatz heraus entwickelt der Film seine Stärken aber auch seine unübersehbaren Schwächen. Es fehlt an den entscheidenden Stellen an Reflexionswillen, vermutlich, und immer dann wenn aus der Summe der einzelnen Teile etwas größeres entstehen müsste, fällt Domino auf sich und seinen ausgeprägten Stilwillen zurück.

Was den Film dennoch zu etwas Besonderem macht hat bezeichnenderweise am allerwenigsten mit Tony Scotts Erfindungsreichtum zu tun, sondern mit der Faszination seiner Kamera für seine Hauptdarstellerin. Keira Knightleys Präsenz ist atemberaubend. Selbst in der Totalen zieht sie den Blick des Betrachters unweigerlich auf sich, man kann sich nicht dagegen wehren.

Mickey Rourke – trägt er noch immer diese Maske aus Sin City ? – der mir, nicht das wir uns falsch verstehen, ausnehmend gut gefallen hat, sogar besser als in allem was ich von ihm seit seiner legendären Boxerkarriere gesehen habe, dieser Mickey Rourke verkommt neben ihr zu einem ausgestopften, merkwürdig traurig dreinblickendem Hündchen.

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