Das bemerkenswerteste an Thirteen sind die beiden weiblichen Hauptdarsteller Evan Rachel Wood und Nikki Reed. Die "damals" 13-jährige Nikki Reed hat gemeinsam mit Catherine Hardwicke auch das Drehbuch geschrieben, kaum zu glauben.
Tatsächlich bietet der Film nämlich eine bemerkenswert reife Analyse spezifisch amerikanischer "Teenage-Angst", sicherlich auch das Produkt der Zusammenarbeit zwischen Hardwicke und Reed, aber dennoch. Im ersten Drittel des Films erinnert das auch stilistisch ein wenig an Larry Clarks Kids , wenn auch deutlich spürbar als eigenständige Westcoast Variante. Da wären wir bereits beim zweiten Trumpf, den "Thirteen" zu bieten hat. Die bis ins Detail stimmige Ausstattung, die immer wiederkehrenden Originalschauplätze in West Hollywood oder Venice.
Man könnte an dieser Stelle in popkulturelle Diskurse einsteigen und natürlich ist auch dieser Background für den Film wichtig, für das Selbstverständnis der Figuren, vielmehr aber noch für die Rezeption des Films. So ganz nebenbei geht es auch um Verwertungszusammenhänge, um das was von Jugendkultur übriggeblieben ist, oder war das womöglich nie anders? Was michaber am meisten interessiert hat, war die Wechselwirkung zwischen den Laienschauspielern und den Profis. Und auch wenn Holly Hunter eine tolle Schauspielerin ist und ihre Rolle mit diesem trashigen Südstaatendrawl wunderbar anlegt, wird sie von den beiden Kids sowas von an die Wand gespielt, wow.
Catherine Hardwicke ist schlau genug die Energie ihrer Teenies stilistisch zu unterstreichen. Die Kameraarbeit hat mir ausnehmend gut gefallen. Und das, obwohl ich eigentlich die kontrollierte, Unkontrollierbarkeit vorgaukelnde Handkamera nicht mag. Manchmal hat man das zwar für meinen Geschmack ein wenig zu weit getrieben, wenn Bruder und Schwester sich etwa in einer Totalen beinahe prügeln, und das Bild, wie bei schwerem Seegang hin und herkippt, aber alles in allem fand ich dieses Stilmittel angemessen.
Übrigens, Catherine Hardwicke hat bislang als Ausstatterin beispielsweise bei Laurel Canyon gearbeitet. Das erklärt dann wieder einiges. Beide Filme bieten, wie ich finde, einen spezifisch weiblichen Blick auf den Generationenkonflikt, der mir sehr stark von der Angst (oder Feststellung) durchdrungen scheint, den mannigfaltigen Anforderungen an die moderne Frau nicht standhalten zu können.
Diese Haltung, besser gesagt, die Form in der sich diese Haltung allmählich beider Filme bemächtigt, hat sowohl "Thirteen" als auch Laurel Canyon nicht gut getan. Bei "Thirteen" entgleitet das letzte Drittel, wird der pädagogische Anspruch allzu deutlich, leiden darunter zwangsläufig die bis dahin sorgsam ausdifferenzierten Figuren. Ich fand das schade, ich kann aber auch verstehen, warum man das tut. Übrigens: in den hervorragend besetzten Nebenrollen findet sich schon wieder Jeremy Sisto, der mich regelrecht durch meinen Filmkonsum hindurch zu verfolgen scheint. Auch hier hat er mir gut gefallen.