Mr.Okada
Sonntag, 18. September 2005
Film: Farland (Michael Klier, zero film 2004)
mr.okada | 18. September 05 | Topic 'Film'

Farland spielt im brandenburgischen, an Berlins Peripherie, im äußersten Südosten der Stadt, noch hinter Schönefeld. Zwischen gigantischen Konsumcontainern und entvölkerten Dörfern - Strassen, Brachland, hin und wieder eine angedeutete Reihenhaussiedlung. Die Infrastruktur war schneller als die Menschen, und optimistischer. Es geht um Entwurzelung, um Identitätsverlust. Um Einsamkeit und die Sehnsucht nach Nähe. Der herbstliche Himmel kennt nur eine Farbe: grau in grau, wie das Gemüt der Bewohner die dageblieben sind obwohl hier nichts geht.

Laura Tonke und Richy Müller spielen die Hauptrollen in diesem atmosphärisch dichten Drama, beide überzeugend, Laura Tonke beinahe grandios. Ihre Zerbrechlichkeit, der Starrsinn, ihre Lebensfreude und das ins Innerste eingesickerte Bewußtsein zu nichts und niemandem zu gehören. Das alles liegt in ihrem Blick, ihrer Körperhaltung, in den kleinen Gesten, minimal. Und es ist auf den Punkt gebracht, sicher auch ein Verdienst der Regie. Am Ende, wenn die Mutter auftaucht, gibt es eine psychologisierende Erklärung der es gar nicht bedurft hätte. Wie es überhaupt hin und wieder den Anschein macht, als ob der Film sich selbst nicht so recht über den Weg traut.

Man kann Farland ganz unmittelbar auf der narrativen Ebene erleben, wenn man möchte lassen sich jedoch in den Versatzstücken Symbole finden, hinter denen sich eine Bestandaufnahme verbirgt. Hier läuft der Film Gefahr zu scheitern. Was ihn rettet ist die Stilisierung. Die strenge Kadrierung, der sparsame Einsatz von Musik. Vor allem die Dialoge, knapp, aufs wesentliche beschränkt. Das führt zu einer Distanz zwischen den Figuren, die Michael Klier sehr geschickt gegen das Setting ausspielt. Ich mochte das sehr.

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