Mr.Okada
Montag, 29. August 2005
TV: 30 Days (Morgan Spurlock für fx)
mr.okada | 29. August 05 | Topic 'TV'

O.K., viele kennen vermutlich Super Size Me , den ultimativen Selbsttest von Morgan Spurlock, der sich 30 Tage lang ausschließlich von Hamburger Fast Food ernährt und dabei, welch Überraschung, aus der Form gerät. Morgan Spurlock ist ein gewitzter Kerl mit viel Energie. Nach dem gigantischen Erfolg seines Dokumentarfilms bei Publikum und Kritik hat er keine Zeit verschwendet und mit einer sechsteiligen Doku-Reihe für den amerikanischen Free-TV Sender fx nachgelegt.

Das Konzept ist im wesentlichen dasselbe, der Ansatz ein pädagogischer. Das kann man gut finden oder nicht. Spurlock erreichte mit seinen Themen jedoch an die 4 Millionen Zuschauer wöchentlich - bemerkenswert. Ich sichtete den ersten Teil der Staffel (man glaubt im übrigen fest an die Möglichkeit einer zweiten Staffel im nächsten Jahr). Spurlock und seine chamäleonhafte Freundin Alex, die es beständig versteht zwischen zickig-nölig und femme fatalesque zu changieren, werfen sich für 30 Tage in die Low-Life Hölle der Niedriglohnwelt. Man sucht sich für das Experiment mit Columbus, Ohio eine passende Location aus - eine dieser unsagbar öden Städte Amerikas, die schon mit viel Geld schwer zu ertragen sind – und malocht wie blöde. Am Ende kommt nichts bei rum und die Möglichkeit einer Krankheit hängt immer drohend wie ein Damoklesschwert über dem abenteuerlustigen Pärchen. Man kann das im mit Abstrichen empfehlenswerten Reportage Buch „Arbeit Poor“ von Barbara Ehrenreich nachlesen, von der man die Idee übernommen hat und das ich bei Bedarf auch verleihen kann: solange man Gesund bleibt vegetiert man so vor sich hin, wird man aber krank ist man vor allem eines: fucked - in the ass - big time.

So ehrenwert Spurlocks Ansatz sein mag, ich hab damit ein Problem, ein ganz persönliches. Ich hab mich selbst einmal in ein aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbares Wohlstandsbürgerabenteuer verstrickt. Ich bin als junger Mensch mit einem Armeesack und 1000 $ nach Nordamerika um mich dort „durchzuschlagen“. Mit Appartement und McJobs und ohne Beziehungen und Arbeitserlaubnis. Als ich nach drei Monaten schwer angeschlagen abbrechen musste, fühlte ich mich vor allem deshalb so mies, weil ich als betrügerischer Tourist unterwegs war. Ich bin aber natürlich auch nicht Morgan Spurlock und hatte keinen politischen Auftrag. Dennoch: in seinem Weblog schreibt er unter anderem auch über die Produktionsbedingungen. Er behauptet es habe kein Skript existiert, im Gegenteil, man habe lediglich dokumentiert, was in diesen 30 Tagen tatsächlich geschah. Beim besten Willen, ich kann das nicht glauben. Es wäre sogar dumm so etwas zu tun. Man stelle sich vor seine Freundin wäre nicht krank geworden, hätte nicht am Ende eine horrende Rechnung vom Krankenhaus präsentiert bekommen. Wie wollte man diese für den Film so elementare Aussage dem Publikum verständlich machen? Über Off-Kommentar? Durch abgefilmte Statistiken? Das würde die Entscheider bei fx ganz sicher vom Hocker hauen.

30 Days ist zwischen Michael Moore Agitation und Reality Soap anzusiedeln, eine zwiespältige Angelegenheit. Der Vollständigkeit halber die Themen der weiteren 5 Folgen, ohne Kommentar, nicht ohne Reiz:

Episode 2 - In tonight's episode, we follow Scott, a former aquatic prodigy looking to get back to the good 'ol days, as he dives head first into a regimen of human growth hormones, testosterone and nutritional supplements.

Episode 3 - Now, this week, we see David Stacy, a Christian from WV, who agrees to immerse himself in Muslim culture for 30 Days to see what its really like to be a Muslim in America.

Episode 4 - Ryan, a former Army reservist from Michigan moves to San Francisco to the Castro district where he moves in with Ed, a gay man, for 30 Days. Ryan goes in with ideas of his own, but what happens during his 30 Days is incredible.

Episode 5 - On tonight's show, we take a couple of all American consumers away from their daily lives of consumption and move them "off the grid" to an eco-village in Missouri called Dancing Rabbit.

Episode 6 - the climax of the season is our Binge Drinking Mom, a parent who so desperately wants her college freshmen, beer guzzling daughter to understand the ramifications of her actions that she (mom) transforms into a party girl overnight to try to teach her show her the errors of her ways.

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