In vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Kiss Kiss Bang Bang ist Terry Gilliams neuester Streich The Brothers Grimm . Hatte ich mich dort noch vorzüglich unterhalten, geriet mir der Kinoaufenthalt hier zum bleiern, zähen Erlebnis. Der Fairness halber sei erwähnt, dass ich Terry Gilliams Filme trotz allgemeiner Hysterie nie so recht mochte.
Wo andere überbordenden Ideenreichtum ausmachen, fühle ich mich von überladenen Bildern erschlagen. Das setzt sich unglücklicherweise in der Kameraarbeit fort. Das anarchistische Moment in Gilliams Humor lässt sich vielleicht am besten auf dieser Ebene festmachen. Immer wieder rückt die Kamera ein Detail ganz nah ins Bild, um dann in einer rasanten Rückwärtsbewegung den Blickwinkel zu öffnen und das Chaos zu entlarven, das alles und jeden umgibt.
Gibt man jemandem wie Gilliam dann auch noch genügend Kohle um die Bilder vollzustopfen und jede zweite Einstellung zur elaborierten Kranfahrt umzufunktionieren (es ist von 80 Millionen $ die Rede, fas größte Dimension Budget aller Zeiten), dann braucht man sich nicht weiter zu wundern.
Dazu kommt in diesem Fall das schwache Drehbuch, das nie so recht den Bogen zu spannen weiss, sowohl dramaturgisch als auch was die Bezüge zu den (real existierenden, wollte ich beinahe sagen) Grimmschen Märchen anbetrifft. Am besten ist der Film immer dann, wenn er weder auf das eine noch das andere Rücksicht nimmt. In der einseitigen Darstellung der Franzosen etwa, die, und da ist Gilliam ganz und ohne Zweifel Brite, ihre Barbarei nur ausgesprochen zwanghaft hinter ihrer Kultiviertheit zu verstecken wissen. Noblesse oblige!