Tarwater wollte ich sehen, der Rest war mir unbekannt und ich kann auch jetzt keine Namen herunterbeten. Nach einem Bier zum Auflockern in der überraschend lauen Freitagabendnacht, stolperten wir während des Auftritts der ersten Band in den großen Saal, und kurz darauf wieder ins Foyer, an die Bar, nicht ohne uns über das befremdliche Gefühl von bestuhlten Konzertsälen auszulassen. Mag sein, dass das bei manchen Bands funktioniert, meistens, finde ich zumindest, verstärkt es nur die ohnehin vorhandene unangenehme Konsumentenhaltung, die sich beim unentwegten Dahinstarren auf die Bühne einstellt.
Praktisch die Möglichkeit des hin und herschlenderns zwischen Bar, großem Saal und Rotem Salon, in dem zwischenzeitlich ein junger Mann mit Gitarre Balladen ins Publikum haucht. Danach eine Band, irgendwas mit Ms.Qrella oder so, die mir ganz gut gefällt, speziell die Frontfrau. Gegen Ende des Sets nimmt das repetitive Element der Songs zu, verursacht bei mir einen beinahe hypnotischen Sog, dessen melancholischer Grundstimmung man sich gerne hingibt. Mittlerweile ist es auch richtig voll, was zur Folge hat, dass sich hübsche, junge Mädchen zwischen unseren, auf den Treppenstufen dahingefläzten, aus der Form schlabbernden Körpern durchzwängen müssen und so manchen belebenden Ausblick, oder sollte man vielleicht sagen: Einblick, offenbaren.
Nach dem vierten Bier und einem ausgedehnten Diskurs über Sinn und Zweck von Alkoholkonsum zur Bekämpfung von Schreibblockaden verfallen wir in schuldbewußtes Schweigen und trinken für den Rest der Nacht nur noch Cola. Das ist eh cooler, schon allein wegen dem ausgestellten Willen zu disziplinotärer Selbstgeißelung, um nicht zu sagen: kaum von der Hand zu weisendärem Machtzuwachs. Irgendwie ist uns dennoch ganz schummrig im Kopf. Vielleicht liegts an der vorgerückten Stunde.
Dann endlich, gegen halb past zwei springen die beiden Tarwaters, schätzungsweise unser Jahrgang, frisch und fröhlich auf die Bühne und legen gleich mächtig los. Und man weiß sofort was man zuvor, bei den mal mehr, mal weniger gefälligen Darbietungen vermisst hatte: der unbedingte Wille zum Publikum durchzudringen, etwas passieren zu lassen. Die ersten beiden Stücke verblüffen mich durch unvorhersehbare Brüche, etwa wenn eine angedeutete Melodie brachial vom wild verzerrten Bass zersägt wird. Später kann man verspielte Poparrangements aus dem Lärm herauslösen. Auf Dauer jedoch schien mir das Ganze zu redundant, schwer zu sagen, vielleicht lags auch an meiner Müdigkeit. Ich habs dennnoch nicht bereut.
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Ist schon über eine Woche her, dennoch. Gelandet bin ich da wegen der Location, die ich bislang noch nicht kannte. Wers nicht weiß, es handelt sich um ein unscheinbares Gebäude Schönhauer Allee Ecke Schwedter Strasse, direkt am U-Bahn Ausgang Senefelder Platz, vom Alex kommend in Fahrtrichtung aussteigen und dann links. Jetzt sollte alles klar sein.
Moderate Preise, 4€ Eintritt, 2€ das Becks, Örtlichkeit sehr ansprechend, mit Betonpfeilern mittendrin, ohne Bühne. Gedränge bei guter Mucke also vorprogrammiert, was ja nicht das schlechteste ist. An diesem Abend gabs kaum Gedränge, damit ist über die Qualität der Musik bereits alles gesagt. Diffuses Geschrammel auf ner Rickenbacker, dazu ein blubbernder Bass, bedient von einer kecken Blondine mit hübscher Stimme. Im Hintergrund an die Wand projezierte Bilder, Videoclips, von den beiden, herumlaufend, umherschauend, mal hierhin, mal dorthin. So uninspiriert wie das klingt wars denn auch. Dabei eigentlich alles andere als unsympathisch.
In einem taz Artikel beschwor jemand „Band of Susans“.War auch meine Assoziation, aber wenn mich nicht alles täuscht hatten „Band of Susans“ 5 Gitarren, oder mindestens vier. Es ging um Klangcollagen, um übereinander gelegte Lärmwände. Hier gibt es eine homogene Wand, an der sich der hilflose Blubberbass abarbeitet. Dazu war die Livemischung eine Katastrophe. Mit viel gutem Willen konnte man erahnen was sich hinter dem Geschrabbel verstecken könnte und vielleicht ist die Platte auch gar nicht schlecht. Da fällt mir ein, es handelte sich um eine Record Release Party. Hinterher gabs Karaoke, nicht mein Ding.
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