Mr.Okada
Donnerstag, 13. Oktober 2005
Film: Dear Wendy (Thomas Vinterberg, DK 2005)
mr.okada | 13. Oktober 05 | Topic 'Film'

Dear Wendy hat mich überraschend lange beschäftigt, und das obwohl ich den Film alles andere als gelungen fand. Ich glaube, es liegt daran, dass ich es nicht glauben konnte, dass Thomas Vinterberg dieses Fiasko zu verantworten hat. Derselbe Regisseur also, der mit Das Fest ein ungemein dichtes Spielfilmdebüt inszeniert hatte.

Aber egal wohin man sich in Dear Wendy wendet (!), man findet eine bemerkenswerte Leere, eine Hilflosigkeit im Umgang mit der ambitionierten Thematik. Vinterberg flüchtet sich in die Stilisierung, weiss mit den provokanten Vorgaben des Drehbuchs (Lars von Trier) erschreckend wenig anzufangen. Aber auch das Drehbuch selbst wirkt in seiner politischen Aussage oberflächlich, ergeht sich in ungelenkem Antiamerikanismus, der allenfalls bei entschlossen trendbewussten Erstsemestern Gefallen finden dürfte (gut, das gehört eigentlich in die Rubrik: i´m a filthy fuckin´pig).

Ich habe gesucht, weiss Gott, nach einer tieferen Bedeutungsebene, nach einer künstlerischen Vision, die sich hinter der hybriden Form verstecken könnte, als die sich der Film stilistisch gibt. Das wäre vielleicht noch der Ansatz, von dem aus man sich einen spannenderen Film zurechtwünschen könnte, die Verbindung von existentialistischem Minimalismus (Lars von Trier) und narrativ psychologisierendem Erzählkino (Vinterberg).

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Samstag, 1. Oktober 2005
Links
mr.okada | 01. Oktober 05 | Topic 'Film'

Ein interessantes Interview mit Nimrod Antal, dem Autor/Regisseur des weiter unten besprochenen Kontroll gibt es bei Movieweb . Danke für den Tipp an Thomas .

Einen schönen Text zu "La Peau blanche" hat Stefan Höltgen bei Jump-Cut veröffentlicht. Auf die Schnelle ein paar infos bei Telefilm Canada und ein leider nur kurzes französischsprachiges Interview bei Cinétrange ergoogelt.

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Samstag, 1. Oktober 2005
Film: La Peau blanche (Daniel Roby, Canada 2004)
mr.okada | 01. Oktober 05 | Topic 'Film'

Und noch ein empfehlenswerter Film. La Peau blanche , in Deutschland unter dem Titel "White Skin" bei Sunfilm auf DVD erschienen, ist einer dieser merkwürdigen francokanadischen Produktionen, die so tatsächlich nirgendwo auf der Welt denkbar wären, behaupte ich jetzt einfach mal. Das liegt zu einem großen Teil an dem belagerungsartigen Zustand der Angelsachsen, besser eigentlich der anglophones, also der englischsprachigen Welt, die den nordamerikanischen Kontinent mehr oder minder dominiert, unter dem sich die Quebecois wähnen.

Ich hab da einen gewissen persönlichen Bezug, habe ich doch in diesem abgelegenen Teil der Welt (abgelegen aus US-amerikanischer Sicht), in Montreal also, immerhin ein halbes Jahr im 14. Stockwerk eines Skyscraper an der Sainte Catherine zugebracht. Wenn man dort die Zeitungen aufschlägt, und da macht es nun ausnahmsweise keinen Unterschied ob man die französischsprachigen oder die englischsprachigen Publikationen wählt, fällt auf, dass verhältnismäßig häufig das Wort "surreal" (im englischen Wortsinn) im Zusammenhang mit der Beschreibung der eigenen Stadt fällt. Und tatsächlich ging es mir selbst am Ende so, dass mir dieser Ort, der beinahe ständig, so scheint es zumindest, von meterhohen Schneemassen erdrückt wird, seltsam unwirklich erschien.

Das transportiert sich (natürlich) auch durch die dort entstandenen lokalen Produktionen. Dazu muss man wissen, dass Montreal eine zeitlang neben Vancouver die beliebteste ausländische Location für amerikanische Produktionen war, wie sich das im Moment verhält, weiss ich nicht. Das hat den regionalen Filmemachern nicht geholfen. Ähnlich kennt man das auch aus Deutschland, wenn etwa bevorzugt amerikanische Indyproduktionen (Hartley, Jarmusch etc.) Fördergelder anzapfen. Ich will das gar nicht bewerten und der Vergleich hinkt vielleicht auch, aber viele Filmemacher aus Quebec gibt es nicht wirklich.

Umso erfreulicher, wenn es dann mal einer sogar bis hierher schafft. Und in diesem Fall auch vollkommen zurecht. "La Peau blanche" spielt gerade in der ersten Hälfte ganz deutlich mit der besonderen soziokulturellen Lage der Stadt, die sich tatsächlich überraschend strikt durch eine Strasse (Rue St.Laurent) in zwei etwa gleich große Gebiete aufteilt. Abgrenzung ist hier wichtiger als anderswo, ist überlebensnotwendig, weil identitätsstiftend.

Man ist sensibilisiert für entsprechende Fragestellungen, und "La Peau blanche" geht die Thematik vergleichsweise offensiv an. Es geht um abstruse Thesen, wie etwa, dass Farbige die menschlicheren Menschen wären, von einem rein genetischen Standpunkt aus betrachtet. Da sträuben sich dem Mitteleuropäer schon mal die Nackenhaare. Eingefasst ist das Ganze in einen Thrillerplot mit Horrorelementen.

Das ist gefährliches Terrain, auf das sich Daniel Roby begibt. Dafür allein gebührt ihm noch nicht der Respekt. Wenn man jedoch dem rassistischen Element mit den Genrekonventionen begegnet, um selbige peu à peu ausser Kraft zu setzen, dann finde ich das schon bemerkenswert. Der Witz bezieht seine Kraft aus den dekonstruktivistischen Motiven, mit denen Erwartungshaltungen unterwandert werden. Konkret: weisser Hetero geht mit farbigem Buddy ins Puff. Rothaarige Mieze ersticht Buddy, beinahe. Hetero verliebt sich in Schwester der Rothaarigen deren Familie sich als menschenfleischfressende Sippe outet. Farbiger Buddy versucht zu helfen, wird dabei dahingemeuchelt. Am Ende ernährt Hetero rothaarige Schwangere mit seinem eigenen Blut. Klingt nach Trash, oder? Isses aber ganz und gar nicht.

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Film: Kontroll (Nimrod Antal, Ungarn 2003)
mr.okada | 30. September 05 | Topic 'Film'

Zunächst, das Setting in der Budapester U-Bahn ist grandios. Die endlos wirkenden Rolltreppen, die riesigen Bahnsteige, die dunklen Röhren. Kontroll bedient sich der Motive im besten Sinne. Die Ausleuchtung, ganz zu Beginn, in einer der ersten Szenen, als die Hauptfigur, gespielt von dem charimatischen Sandor Csanyi eingeführt wird, ist brilliant. Hunderte von Neonlampen tauchen nach und nach den Bahnsteig in diesen leicht orangefarbenen, leicht dreckig braunen Farbton, der den Zuschauer den gesamten Film über begleiten wird.

Zunächst glaubt man es mit einer Komödie zu tun zu haben, mit skurrilen Figuren und grotesken Miniaturen. Nach 30 Minuten taucht zum ersten Mal das Mädchen im Teddykostüm auf, der Love Interest, wenn man so will und man beginnt sich zu wundern, ob dem Film die Puste ausgeht. Bis dahin hat man sich gut unterhalten. Nimrod Antals inszenatorisches Handwerk befindet sich durchaus auf der Höhe seines eigenen Drehbuchs, das ohne lange Umschweife auf den Punkt kommt und schnell die angestrebte Atmosphäre etabliert, die zwischen surreal anmutendem Märchen und warmherziger Sozialkritik oszilliert.

Und dann, ganz allmählich, nimmt der Film einen unerwarteten Verlauf, rückt Antal von den sich leerlaufenden, wohlwollenden Zustandsbeschreibungen ab, wendet sich seiner Hauptfigur zu und gewinnt von Minute zu Minute an poetischer Kraft. Auch wenn manches zu stark dem Kitsch verhaftet bleibt (der bärtige Zugfahrer Bela zum Beispiel) hat der Film eine visuelle Energie, die ihn spielend durch den zweiten Akt trägt bis hinein ins Finale.

Je dichter die Kamera gegen Ende an Sandor Csanyi heranreicht, desto deutlicher wird die Präsenz des Schauspielers, der mich ein wenig an Andy Garcia erinnert hat. Mit Kontroll ist Nimrod Antal über weite Strecken ein wunderbarer Film gelungen, dem der Spagat zwischen kommerziellem Anspruch und dem Mut zur eigenen Courage nie anzumerken ist. Hollywood, ick hör dir trapsen.

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Film: Thirteen (Catherine Hardwicke, USA 2003)
mr.okada | 30. September 05 | Topic 'Film'

Das bemerkenswerteste an Thirteen sind die beiden weiblichen Hauptdarsteller Evan Rachel Wood und Nikki Reed. Die "damals" 13-jährige Nikki Reed hat gemeinsam mit Catherine Hardwicke auch das Drehbuch geschrieben, kaum zu glauben.

Tatsächlich bietet der Film nämlich eine bemerkenswert reife Analyse spezifisch amerikanischer "Teenage-Angst", sicherlich auch das Produkt der Zusammenarbeit zwischen Hardwicke und Reed, aber dennoch. Im ersten Drittel des Films erinnert das auch stilistisch ein wenig an Larry Clarks Kids , wenn auch deutlich spürbar als eigenständige Westcoast Variante. Da wären wir bereits beim zweiten Trumpf, den "Thirteen" zu bieten hat. Die bis ins Detail stimmige Ausstattung, die immer wiederkehrenden Originalschauplätze in West Hollywood oder Venice.

Man könnte an dieser Stelle in popkulturelle Diskurse einsteigen und natürlich ist auch dieser Background für den Film wichtig, für das Selbstverständnis der Figuren, vielmehr aber noch für die Rezeption des Films. So ganz nebenbei geht es auch um Verwertungszusammenhänge, um das was von Jugendkultur übriggeblieben ist, oder war das womöglich nie anders? Was michaber am meisten interessiert hat, war die Wechselwirkung zwischen den Laienschauspielern und den Profis. Und auch wenn Holly Hunter eine tolle Schauspielerin ist und ihre Rolle mit diesem trashigen Südstaatendrawl wunderbar anlegt, wird sie von den beiden Kids sowas von an die Wand gespielt, wow.

Catherine Hardwicke ist schlau genug die Energie ihrer Teenies stilistisch zu unterstreichen. Die Kameraarbeit hat mir ausnehmend gut gefallen. Und das, obwohl ich eigentlich die kontrollierte, Unkontrollierbarkeit vorgaukelnde Handkamera nicht mag. Manchmal hat man das zwar für meinen Geschmack ein wenig zu weit getrieben, wenn Bruder und Schwester sich etwa in einer Totalen beinahe prügeln, und das Bild, wie bei schwerem Seegang hin und herkippt, aber alles in allem fand ich dieses Stilmittel angemessen.

Übrigens, Catherine Hardwicke hat bislang als Ausstatterin beispielsweise bei Laurel Canyon gearbeitet. Das erklärt dann wieder einiges. Beide Filme bieten, wie ich finde, einen spezifisch weiblichen Blick auf den Generationenkonflikt, der mir sehr stark von der Angst (oder Feststellung) durchdrungen scheint, den mannigfaltigen Anforderungen an die moderne Frau nicht standhalten zu können.

Diese Haltung, besser gesagt, die Form in der sich diese Haltung allmählich beider Filme bemächtigt, hat sowohl "Thirteen" als auch Laurel Canyon nicht gut getan. Bei "Thirteen" entgleitet das letzte Drittel, wird der pädagogische Anspruch allzu deutlich, leiden darunter zwangsläufig die bis dahin sorgsam ausdifferenzierten Figuren. Ich fand das schade, ich kann aber auch verstehen, warum man das tut. Übrigens: in den hervorragend besetzten Nebenrollen findet sich schon wieder Jeremy Sisto, der mich regelrecht durch meinen Filmkonsum hindurch zu verfolgen scheint. Auch hier hat er mir gut gefallen.

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Film: Dead and Breakfast (Matthew Leutwyler, USA 2004)
mr.okada | 30. September 05 | Topic 'Film'

Wieder einmal Jeremy Sisto, diesmal als Coolio der sich mit einer Gruppe Großstädter in ein gottverlassenes Nest voller Rednecks verirrt. Hysterische Splatter-Comedy nicht ohne Reiz, mit viel Rockabilly Mucke. Klasse geschnitten, tolles Gespür für Timing, netter Wortwitz. Auch die Schauspieler machen ihre Sache durch die Bank gut.

Gastauftritt von Portia de Rossi, die mir noch als karrieregeile Anwältin aus Ally McBeal in Erinnerung ist, und tatsächlich komödiantisches Talent hat. David Carradine taucht nach 10 Minuten auf und hat ein paar Szenen, die er spielend an sich reißt, ohne dass man das Gefühl hätte, das würde ihm etwas bedeuten. Wer tatsächlich Cabin Fever lustig fand, der wird hier Gefahr laufen an einem Lachanfall zu ersticken

Allerdings: Dead and Breakfast ist der perfekte Film für ein Triple Feature bei reichlich Bier und Kartoffelchips an einem Freitag Abend mit ein paar Kumpels. Aus dem Alter bin ich schon lange raus, deswegen: raus nach... na gut, ich gebs zu. Hab bis zum Schluss durchgehalten.

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Mittwoch, 28. September 2005
Film: Dark Water (Walter Salles, USA 2005)
mr.okada | 28. September 05 | Topic 'Film'

Ich bin kein Fan der Arbeiten des brasilianischen Regisseurs Walter Salles. Weder der hochgelobte Central do Brasil noch das Blutschandeepos Behind the Sun erfuhren in meiner Beurteilung Gnade. Ich hatte mir eben deshalb auch erheblich mehr Zeit gelassen, das Hollywood-Remake von Hideo Nakatas Original im Kino anzusehen.

Die Neugier, wie sich die amerikanische Plotmaschine der atmosphärischen Bildsprache des Originals bemächtigt, hat mich dann aber doch ins geliebt-verhasste CineStar unter dem Potsdamer Platz getrieben. Die Befürchtungen waren mehr als berechtigt, allerdings ist Walter Salles imho gänzlich schuldlos.

"Dark Water" ist ein wunderbares Beispiel, wie hilflos das Ansinnen wirken muss, einen Antiplot mit dem Instrumentarium McKee`scher Drehbuchakrobatik auf Spur zu bringen. Dabei ist "Arthaus-Salles" das geringste Übel, ganz im Gegenteil, er ist der Grund warum "Dark Water" überhaupt ansehbar ist. Wunderbar etwa, wie er und sein brasilianischer Kameramann Affonso Beato es verstehen, Roosevelt Island, diese merkwürdige Insel zwischen Manhattan und Queens ins Bild zu rücken. Schön anzusehen, wie Salles seine überragende Hauptdarstellerin Jennifer Connelly inszeniert, ihre Figur ganz behutsam heranführt, an den mentalen Zusammenbruch.

Die Fährten, die das Drehbuch vom Original übernommen hat, ganz einfach, weil der Stoff sonst schon viel früher auseinanderfallen muss, werden am Ende, natürlich möchte man sagen, geopfert. Das Problem beginnt aber schon früher. Wenn alles, dem Genre geschuldet, auf eine Involvierung des mürrischen Hausmeisters hindeutet, wenn Bildsequenzen übernommen werden, derer es nicht mehr bedarf (wie die Waschmaschinennummer im Keller), weil der Zuschauer schon längst weiter ist, sich sein antizipierender Blick, geschärft an den Schablonen des Mainstreamkinos, verselbstständigt hat und die Handlung bis zum Ende durchbuchstabiert, während der Film sich noch im Psychodrama abarbeitet.

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Montag, 26. September 2005
Film: Laurel Canyon (Lisa Chodolenko, USA 2002)
mr.okada | 26. September 05 | Topic 'Film'

West Coast Schauspielerfilm im Stil späterer Altman Filme, denen der rechte Biss immer zu fehlen schien. Das ist auch hier, bei Laurel Canyon nicht anders.

Allerdings, und es ist mir als ob ich das in letzter Zeit wie ein Mantra wiederhole, sind die Schauspieler durch die Bank sehenswert. Lisa Chodolenko, die auch das Drehbuch schrieb, legt ganz deutlich den Akzent auf die Entwicklung der Figuren. Und sie kann bei ihrer Besetzung aus dem Vollen schöpfen. Am spannendsten der Konflikt zwischen Frances McDormand (grandios) und Christian Bale (extrem sexy).

Überrascht hat mich Kate Beckinsale, die ein paar schöne Szenen mit viel Close-ups hat und bei der die Leinwand brennt. Natascha McElhone ganz toll, einzig Allesandro Nivola hat mich nicht vollends überzeugt. Daneben gibt es nicht wirklich viel Bemerkenswertes. Diese ganze Musikgeschichte geht nach hinten los, die Songs sind sowas von rückwärtsgewandt, dass sich einem die Nackenhaare sträuben.

Ein Film für einen Sonntagvormittag im Bett, am besten mit Lover und mit frischen Croissants. Dann jedoch ganz nett!

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Dienstag, 20. September 2005
Film: One point zero (Jeff Renfroe/Marteinn Thorsson, USA/Island 2004)
mr.okada | 20. September 05 | Topic 'Film'

One point zero

Interessanter Sci-Fi Thriller. Der Pressetext stellt Bezüge zu Kafka und Philip K. Dick her und unterstellt eine Verwandtschaft mit Genreklassikern wie Brazil, The Matrix oder The Game. Alles richtig, manches mehr (Kafka, Dick, Brazil), manches weniger (Matrix, Game). Manchmal wirken die Dialoge wie ein Zitatensampler, manchmal scheint der Eklektizismus der Bildsprache, bezogen auf das eigene Genre, der Entwicklung des Films im Wege zu stehen.

Dennoch sehenswert, nicht zuletzt wegen Jeremy Sisto, der den Film fast im Alleingang trägt (übrigens auch mitproduziert hat) und der wunderbaren, wie gewohnt derangierten Deborah Unger. Das Drehbuch ist clever genug seine Auflösung lange genug zu verschleiern. Am Ende, wenn man den Offenbarungseid geleistet hat, fragt man sich in der Retrospektive ob die Grundidee tatsächlich für einen Spielfilm taugt. Da kann man womöglich unterschiedlicher Meinung sein.

Ich habe das clevere Konzept bewundert, die (sicher auch finanziell notwendige) Beschränkung auf ganz wenige Drehorte, die expressive Lichtgestaltung, die geschickt nicht vorhandene Produktionswerte verschleiert, die zurückgenommene Schauspielführung. Doch, das hatte was.

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Sonntag, 18. September 2005
Film: Farland (Michael Klier, zero film 2004)
mr.okada | 18. September 05 | Topic 'Film'

Farland spielt im brandenburgischen, an Berlins Peripherie, im äußersten Südosten der Stadt, noch hinter Schönefeld. Zwischen gigantischen Konsumcontainern und entvölkerten Dörfern - Strassen, Brachland, hin und wieder eine angedeutete Reihenhaussiedlung. Die Infrastruktur war schneller als die Menschen, und optimistischer. Es geht um Entwurzelung, um Identitätsverlust. Um Einsamkeit und die Sehnsucht nach Nähe. Der herbstliche Himmel kennt nur eine Farbe: grau in grau, wie das Gemüt der Bewohner die dageblieben sind obwohl hier nichts geht.

Laura Tonke und Richy Müller spielen die Hauptrollen in diesem atmosphärisch dichten Drama, beide überzeugend, Laura Tonke beinahe grandios. Ihre Zerbrechlichkeit, der Starrsinn, ihre Lebensfreude und das ins Innerste eingesickerte Bewußtsein zu nichts und niemandem zu gehören. Das alles liegt in ihrem Blick, ihrer Körperhaltung, in den kleinen Gesten, minimal. Und es ist auf den Punkt gebracht, sicher auch ein Verdienst der Regie. Am Ende, wenn die Mutter auftaucht, gibt es eine psychologisierende Erklärung der es gar nicht bedurft hätte. Wie es überhaupt hin und wieder den Anschein macht, als ob der Film sich selbst nicht so recht über den Weg traut.

Man kann Farland ganz unmittelbar auf der narrativen Ebene erleben, wenn man möchte lassen sich jedoch in den Versatzstücken Symbole finden, hinter denen sich eine Bestandaufnahme verbirgt. Hier läuft der Film Gefahr zu scheitern. Was ihn rettet ist die Stilisierung. Die strenge Kadrierung, der sparsame Einsatz von Musik. Vor allem die Dialoge, knapp, aufs wesentliche beschränkt. Das führt zu einer Distanz zwischen den Figuren, die Michael Klier sehr geschickt gegen das Setting ausspielt. Ich mochte das sehr.

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