Mein Hauptinteresse galt bei diesem Film fraglos ob und wie sich der Japaner Hideo Nakata in Hollywood behaupten würde. Ich kannte von ihm bereits den ersten Ring-Film aus der Trilogie sowie den recht gelungenen Dark Water und hatte mir auch wider besseren Wissens Gore Verbinskis Remake angesehen das mir persönlich viel zu konventionell geraten war.
Ring2 ist so ein bisschen von allem etwas. Es finden sich die bereits bekannten Versatzstücke die interessanterweise mit dem alles beherrschenden Grundthema aus Dark Water vergoren werden. Wasser spielt also eine zentrale Rolle, sowohl erzähltechnisch, den Plot will ich mir jetzt sparen, als auch atmosphärisch. Passend dass der Film, wie auch schon das Remake des ersten Teils, im regenreichsten Gebiet der USA, dem äußersten Nordwesten spielt. Nicht das es etwa in Ring 2 ständig schütten würde, ganz im Gegenteil, aber die Straßen scheinen grundsätzlich regennass zu sein. Wo auch immer Naomi Watts sich durch die Handlung quält, sie wird von Regenpfützen begleitet, das Meer ist in ständiger Reichweite und natürlich fährt sie beinahe permanent über gigantische Brücken.
Es würde mich wundern, wenn Nakata beim Schnitt freie Hand gehabt hätte. Zu offensichtlich die Brüche im atmosphärischen Erzählfluss, zu unentschlossen die Richtung, die der Film einschlägt. Manchmal wirkt es als wären ganze Szenen dem Schnitt zum Opfer gefallen, nie hat man das Gefühl in den Film gesogen zu werden, wie das durchaus bei den beiden anderen mir bekannten Arbeiten Nakatas der Fall ist.
Das Problem beginnt vermutlich schon sehr viel früher im Produktionsprozeß. Ein Amerikaner, Name ist mir entfallen, hat das Drehbuch verfasst, dass sich immer wieder durch beinahe unfassbar deplazierte Szenen auszeichnet, die aber auch wirklich alles an vorhandenen, spannenden Ansätzen zerstören. Da gibt es dann eine Szene, in der Sissy Spacek als geisteskranke Mutter vorgeführt wird oder eine Melodie, die mit dem Holzhammer verlorene Kindheit suggerieren soll. Eine männliche Nebenfigur scheint nur eingeführt zu werden um später als Personifikation von Munchs Schrei zu verenden, vom Finale im Brunnen will ich gar nicht reden.
Wenn es Nakata darum ging in Hollywood Fuss zu fassen, wird ihm das wohl nach den Einspielergebnissen zu urteilen gelungen sein. Darüberhinaus hätte ich mir gewünscht, dass man den Konflikt von Naomi Watts Figur, den Opfertod des eigenes Kindes etwa, mehr in den Mittelpunkt gerückt hätte. Die notwendigen Zutaten wären doch dagewesen, selbst passende Bilder hatte Nakata bereits gefunden. Am Ende wird alles geopfert, der Drehbuchlogik tausender Workshops durch die Producer und Redakteure auf der ganzen Welt geschleust werden. Andererseits, selbst Dark Water blieb auf seinem Weg auf halber Strecke stecken. Man muss sich nach diesem ernüchternden Erlebnis vielleicht fragen, ob es Sinn macht Nakatas Filme auch in Zukunft anzusehen.