Eigentlich wollte ich The Curse of the Were-Rabbit sehen, war aber deutlich zu früh dran und schlich mich in Tim Burtons Charlie and the Chocolate Factory . Der Film lief bereits eine halbe Stunde, eigentlich eine Todsünde, in diesem Fall, möchte ich behaupten, ist dieser Umstand zu vernachlässigen.
Im Gegenteil, "Charlie.." scheint mir prädestinert für die Endlosschleife eines Bahnhofkinos. Natürlich gibt es sowas schon lange nicht mehr (warum eigentlich) und zweitens hinkt der Vergleich. Es geht gar nicht um B-Movie Potential, sondern um eine künstlerische Vision, die sich vom Plot komplett losgelöst hat. Man kann da einsteigen wann immer man will, pausieren, erneut sehen, out of context, wie es mir gefällt, falleri fallera, falleropsasa.
Ich weiß, der Film hat nicht die besten Kritiken bekommen, und man kann das verstehen. Aber es hat mir persönlich einen Mordsspaß bereitet, diese, in den Details so überaus liebevoll ausgestatteten "Busby Berkeley" Choreografien zu betrachten, die gleichzeitig Hommage sind und darüber hinaus einfach durchgeknallter Schwachsinn. Dieser unsägliche Roald Dahl Quatsch am Ende, mit seiner ganzen klebrigen Moralpredigt, das hätte man sich getrost sparen können.
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Robert "Tatoo" Schwentke mit seinem Hollywooddebüt. Flightplan ist angreifbar, ganz sicher. Es gibt einen recht unglücklichen und dabei vollkommen unnötigen Subplot, der eine Gruppe arabischer Fluggäste in den Mittelpunkt rückt. Ansonsten legt man das Schicksal des Films beinahe fahrlässig in Jodie Fosters Hände. Nicht etwa, dass sie mit der Rolle der "Leading Lady" überfordert wäre, man hätte sich nur aus der spannenden Prämisse mehr erwartet.
Und um ehrlich zu sein, scheint auch die Prämisse alleine ausgereicht zu haben: um die Beteiligten in helle Aufregung zu versetzen, die notwendigen Gelder loszueisen usw. Anders ist das Abschmieren des Plots nach etwa der Hälfte der Spieldauer nicht zu erklären. Wie albern mutet angesichts dessen das ganze Drumherum an, in dem es um mutwillige Gespoilerei und die rechtlichen Möglichkeiten der Unterlassung selbiger ging. Womöglich, und ich habe nun wirklich keine Lust mich in die kranken Hiren von PR-Managern zu versetzen, auch nur Teil einer Kampagne. Egal wie, es hat geklappt. Flightplan macht bislang ordentlich Kasse.
Wie hat sich Schwentke geschlagen? Ganz gut, wie ich finde. Auch Tatoo hat mir inszenatorisch gefallen, Eierdiebe hab ich nicht gesehen. Auffallend ist der ausgesprochen elegante Schnitt, das beginnt schon in Berlin, endgültig aber erst im Flieger. In Verbindung mit der losgelösten, schwebenden Kamera, die hier und da eingesetzt wird, hat das was. Schwentke ist ein talentierter Regisseur. Was mich irritiert, ist die Auswahl der Projekte.
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Es gibt viele spannende Aspekte, die A History of Violence antriggert. Etwa die Funktionsweise von Sex, die im Film an zwei Stellen ganz explizit aufgebrochen wird. Einmal, zu Beginn, wenn das Ehepaar im Rollenspiel einen neuen Zugang zu sich selbst sucht, später, wenn die anarchische Kraft entfesselter Gewalt über das Familienglück hereingebrochen ist. Dann kommt es zu einem "bösen" Fick auf der ungemütlichen Treppe, wie Andreas Busche in der taz schreibt und der den "Point of no Return" eindringlich markiert.
Mal abgesehen davon, dass ich nicht wirklich weiss, was ich mir unter "bösem" Sex vorstellen soll, wird an dieser Formulierung ziemlich exakt deutlich, was vielleicht das größte Verdienst des Filmes ist. Cronenberg schafft es immer wieder den Zuschauer in seiner Wahrnehmung zu verunsichern, führt ganz bewußt hin auf gefährliches Terrain, entfernt den Schleier der uns umgibt und uns etwas vorgaukelt, von dem wir doch eigentlich ganz genau wissen, dass es nicht existiert.
Die Treppensexszene ist für mich deshalb sehr viel mehr noch Ausdruck dieser Einsicht. Der andere wird immer fremd bleiben, auch in der Ehe. Sex ist deswegen weder gut noch böse, schon gar nicht aggressiver, leidenschaftlicher Sex. Allerdings, die Dinge bleiben dennoch wie sie sind. Und das wird Cronenberg nicht müde immer wieder zu betonen. Wenn der Held am Ende der Gewaltspirale angekommen ist, wenn er seinen Bruder getötet hat, kniet er am Ufer eines Sees. Er wirft die Waffe ins Wasser und blickt in sein Spiegelbild und wir wissen in diesem Moment wie er selbst, dass die obligatorische Szene im Film Noir, unter der Dusche, die rituelle Reinigung also, deren Entsprechung diese Szene ist, nichts ändern wird.
Auf einer anderen Ebene ist der Film aber auch eine Zustandsbeschreibung Amerikas, und warum auch nicht, schließlich sind wir alle längst "Amerika", mehr als uns lieb sein kann. So gesehen ist A History of Violence auch ein Post-9/11-Film, mit der ganzen Paranoia und dem Mist. Als Tom/Joey die schwarze Limousine vor seinem Laden zu sehen glaubt, wie sie plötzlich anfährt und gen Horizont verschwindet, verliert er den Verstand, wie er später seinem Sohn gesteht. Er hetzt humpelnd nach Hause "to save the Day". Das ist bitter und komisch zugleich.
Sein Sohn fragt ihn schließlich was denn geschehen wird, falls sein Dad Recht behält und die "Bösen" tatsächlich hinter ihnen her sind. In diesem Moment offenbart sich, was man von Anfang an leicht irritiert vermutet. "Then we will deal with it" entgegnet der Papa mit ernster Mine wie ein Westernheld.
Das amerikanischste aller Genres, der Western also, bietet den perfekten Nährboden für den Stoff und schon alleine die Art und Weise, wie Cronenberg das stilistisch angeht, ist das Eintrittsgeld wert. Davon abgesehen lässt sich daran aber auch wunderbar die Fragestellung nach dem Verlust der Unschuld abarbeiten. Auch an diesem Punkt geht Cronenberg einen Schritt weiter als man das vielleicht gewohnt ist und verbindet damit keine Wertung. Es ist beinahe als wolle er bezweifeln, dass es so etwas wie Unschuld überhaupt gibt.
Ich bin gespannt wie lange es dauern wird, bis sich Seeßlen auf den Film stürzen wird, und darauf freue ich mich, und ich bin gespannt wie viele Texte noch auf uns einprasseln, die sich auf die explizite Darstellung von Gewalt beziehen um sich dann im "Name-Dropping" zu überbieten, der lächerlichste Vergleich vielleicht der mit Tarantino. Es ist seltsam und nicht wirklich nachvollziehbar warum man mit Cronenbergs Filmen so umgeht, schon immer eigentlich, nur mit veränderten Vorzeichen. Für mich, und der Radius meines Filmkonsums ist überschaubar, ist A History of Violence das erste Meisterwerk des Kinojahres.
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Dear Wendy hat mich überraschend lange beschäftigt, und das obwohl ich den Film alles andere als gelungen fand. Ich glaube, es liegt daran, dass ich es nicht glauben konnte, dass Thomas Vinterberg dieses Fiasko zu verantworten hat. Derselbe Regisseur also, der mit Das Fest ein ungemein dichtes Spielfilmdebüt inszeniert hatte.
Aber egal wohin man sich in Dear Wendy wendet (!), man findet eine bemerkenswerte Leere, eine Hilflosigkeit im Umgang mit der ambitionierten Thematik. Vinterberg flüchtet sich in die Stilisierung, weiss mit den provokanten Vorgaben des Drehbuchs (Lars von Trier) erschreckend wenig anzufangen. Aber auch das Drehbuch selbst wirkt in seiner politischen Aussage oberflächlich, ergeht sich in ungelenkem Antiamerikanismus, der allenfalls bei entschlossen trendbewussten Erstsemestern Gefallen finden dürfte (gut, das gehört eigentlich in die Rubrik: i´m a filthy fuckin´pig).
Ich habe gesucht, weiss Gott, nach einer tieferen Bedeutungsebene, nach einer künstlerischen Vision, die sich hinter der hybriden Form verstecken könnte, als die sich der Film stilistisch gibt. Das wäre vielleicht noch der Ansatz, von dem aus man sich einen spannenderen Film zurechtwünschen könnte, die Verbindung von existentialistischem Minimalismus (Lars von Trier) und narrativ psychologisierendem Erzählkino (Vinterberg).
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Quentin Tarantino und Boaz Yakin geben ihre Namen her für Hostel , den neuen Film von Eli Cabin Fever Roth. Aber ich habe schon seit einiger Zeit aufgehört mich zu wundern. Allerdings, der Plot klingt nicht uninteressant.
Am Donnerstag startet der lang erwartete History of Violence von David Cronenberg, dem zum Teil hymnische Rezensionen vorauseilen. Ein hörenswertes Interview mit Cronenberg findet sich bei KCRW, einem Radiosender aus dem Großraum L.A., der mehrere spannende Filmsendungen bietet. Zu allererst Elvis Mitchells Interviewshow "The Treatment" . Auch als Podcast erhältlich, was mich ganz besonders gefreut hat.
Und es gibt Neues von Lee Yoon-Ki, dessen Regiedebüt This charming Girl mein ganz persönliches Highlight der letzten Berlinale war. Auf dem Filmfestival in Busan, Südkorea, läuft Love Talk . via Greencine .
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Well well, so macht man das also in Britain wenn sich partout nichts zitierfähiges finden lässt. Man zitiert die eigene PR-Kampagne. So geschehen bei Guy Ritchies neuestem Machwerk Revolver . Lesenswerter Artikel im Guardian.
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Meeting meeting meeting. If there's a room with some arty movie posters on the walls and a free Diet Coke on the table, you can bet your bottom bitch there's a caffeinated Infinite Monkey curled in the corner of the couch riffing about adapting some jackass idea into a tentpole for '07.
c&p aus Josh Friedmans Drehbuchblog . Hilarious, empfehlenswert!
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...höre ich sehr gerne und sollen live der Knaller sein. Gerade eben erfahren, dass die beiden Jungs im Oktober mit Nine Inch Nails und den furchtbaren Queens of the Stone Age auf USA-Megahallentour gehen. Das würde mich nun wirklich interessieren.
Zum reinhören: Little Girl mp3
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Trotz der Niederlage, bislang bestes Saisonheimspiel. Hertha spielt Bremen eine halbe Stunde lang an die Wand. Bei besserer Chancenverwertung wäre ein deutlicher Erfolg denkbar gewesen. Dazu kommt, dass uns der Schiedrichter verschaukelt, Bastürk einen klaren Elfmeter verwehrt und die Linienrichter heftige Probleme haben dem Spieltempo zu folgen.
Allerdings, auch Werder hatte einige Großchancen. Der von mir immer ganz besonders kritisch beäugte Malik "Slow Motion" Fatih macht sein bestes Spiel, auch wenn er sich immer wieder selbst in Bedrängnis bringt. Joe Simunic hat Klasnic gut im Griff, Bastürk verblüfft einmal mehr durch seine ungeheure Laufbereitschaft, Marcelinho hat ein paar grandiose Momente. Man spürt ansatzweise die enorme Kreativität, die im offensiven Mittelfeld schlagartig freigesetzt wird. Das Tempo hat zeitweise Champions-League Format.
Es bleibt festzustellen, dass Hertha sich spielerisch vor keiner Mannschaft in der Bundesliga zu verstecken braucht. Wenn man es jetzt noch fertigbringt 90 Minuten auf diesem Niveau durchzuspielen hab ich keine Sorge, dass man auch im nächsten Jahr europäisch dabei ist. Dann muss man sich gezielt weiter verstärken, ich denke speziell an die linke Aussenbahn, die Nachwuchstalente halten, und in vielleicht zwei Jahren könnte das was werden.
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tis is te new violence - Uncut from Canada
gotta play it loud, reeeal loud
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Ein interessantes Interview mit Nimrod Antal, dem Autor/Regisseur des weiter unten besprochenen Kontroll gibt es bei Movieweb . Danke für den Tipp an Thomas .
Einen schönen Text zu "La Peau blanche" hat Stefan Höltgen bei Jump-Cut veröffentlicht. Auf die Schnelle ein paar infos bei Telefilm Canada und ein leider nur kurzes französischsprachiges Interview bei Cinétrange ergoogelt.
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