Mr.Okada
Dienstag, 17. Mai 2005
Konzert: Morr Label Night (Volksbühne, Berlin)
mr.okada | 17. Mai 05 | Topic 'Konzert'

Tarwater wollte ich sehen, der Rest war mir unbekannt und ich kann auch jetzt keine Namen herunterbeten. Nach einem Bier zum Auflockern in der überraschend lauen Freitagabendnacht, stolperten wir während des Auftritts der ersten Band in den großen Saal, und kurz darauf wieder ins Foyer, an die Bar, nicht ohne uns über das befremdliche Gefühl von bestuhlten Konzertsälen auszulassen. Mag sein, dass das bei manchen Bands funktioniert, meistens, finde ich zumindest, verstärkt es nur die ohnehin vorhandene unangenehme Konsumentenhaltung, die sich beim unentwegten Dahinstarren auf die Bühne einstellt.

Praktisch die Möglichkeit des hin und herschlenderns zwischen Bar, großem Saal und Rotem Salon, in dem zwischenzeitlich ein junger Mann mit Gitarre Balladen ins Publikum haucht. Danach eine Band, irgendwas mit Ms.Qrella oder so, die mir ganz gut gefällt, speziell die Frontfrau. Gegen Ende des Sets nimmt das repetitive Element der Songs zu, verursacht bei mir einen beinahe hypnotischen Sog, dessen melancholischer Grundstimmung man sich gerne hingibt. Mittlerweile ist es auch richtig voll, was zur Folge hat, dass sich hübsche, junge Mädchen zwischen unseren, auf den Treppenstufen dahingefläzten, aus der Form schlabbernden Körpern durchzwängen müssen und so manchen belebenden Ausblick, oder sollte man vielleicht sagen: Einblick, offenbaren.

Nach dem vierten Bier und einem ausgedehnten Diskurs über Sinn und Zweck von Alkoholkonsum zur Bekämpfung von Schreibblockaden verfallen wir in schuldbewußtes Schweigen und trinken für den Rest der Nacht nur noch Cola. Das ist eh cooler, schon allein wegen dem ausgestellten Willen zu disziplinotärer Selbstgeißelung, um nicht zu sagen: kaum von der Hand zu weisendärem Machtzuwachs. Irgendwie ist uns dennoch ganz schummrig im Kopf. Vielleicht liegts an der vorgerückten Stunde.

Dann endlich, gegen halb past zwei springen die beiden Tarwaters, schätzungsweise unser Jahrgang, frisch und fröhlich auf die Bühne und legen gleich mächtig los. Und man weiß sofort was man zuvor, bei den mal mehr, mal weniger gefälligen Darbietungen vermisst hatte: der unbedingte Wille zum Publikum durchzudringen, etwas passieren zu lassen. Die ersten beiden Stücke verblüffen mich durch unvorhersehbare Brüche, etwa wenn eine angedeutete Melodie brachial vom wild verzerrten Bass zersägt wird. Später kann man verspielte Poparrangements aus dem Lärm herauslösen. Auf Dauer jedoch schien mir das Ganze zu redundant, schwer zu sagen, vielleicht lags auch an meiner Müdigkeit. Ich habs dennnoch nicht bereut.

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Gedudel: Shellac (1000 Hurts, 2000)
mr.okada | 17. Mai 05 | Topic 'Gedudel'

Eine uralte Platte, werden manche einwenden. Na und wenn schon. Ich bin seit Ewigkeiten ein Bewunderer von Steve Albini und dabei war mir gar nicht klar, dass Shellac ein Albini Projekt ist, bis mich heute ein Freund darauf hinwies. Ich habe die Platte schon eine Weile bei mir herumstehen, irgendwann auch ganz sicher gehört, und dennoch hatte ich am Pfingstwochenende den Eindruck in etwas ganz Neues einzutauchen.

Das Album ist schlichtweg sagenhaft, in sich derart stimmig, mit einem deutlich spürbarem Hang zum Drama, im Sinne von auf einen Höhepunkt zusteuernd. Man muss das laut hören, bis zum Anschlag, am besten mit Kopfhörer, dass die Ohren hinterher drönen und der Kopf auseinanderkracht. Dieser ganze spät-achtziger und neunziger Jahre Chicago Kram, von Thrill Jockey und von Touch and go, kann aus keiner anderen Stadt kommen. Das ist eigentlich nichts anderes als Blues: erdig, schwer, brachial, fies und dabei immer auch witzig, überraschend witzig. Diese Gegenpole sind es, aus denen die Songs ihre Spannung beziehen, die am Ende des Albums kaum zu steigern ist und sich entläd in einem aberwitzigen Stück, einer Verarschung, einem Gebet, einem Ausbruch, schlussendlich aggressive Anklage und selbstironische Reflexion zugleich.

Davor ein Mörderblues, wie man das von „Beasts of Bourbon“ oder „Jon Spencers Blues Explosion“ kennt, nur besser, dichter, zum Wegwerfen komisch. Shellac hat am Abend des 11.9.2001 in Berlin gespielt, oder auch nicht, ich weiß es nicht wirklich. Ich hatte eine Karte und saß stattdessen mit meinem Arsch hypnotisiert vor der Glotze. Was für eine Fehlentscheidung. Mein Gott!

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Konzert: Zwei Frauen, Bandname entfallen (Zentrale Randlage, Berlin)
mr.okada | 17. Mai 05 | Topic 'Konzert'

Ist schon über eine Woche her, dennoch. Gelandet bin ich da wegen der Location, die ich bislang noch nicht kannte. Wers nicht weiß, es handelt sich um ein unscheinbares Gebäude Schönhauer Allee Ecke Schwedter Strasse, direkt am U-Bahn Ausgang Senefelder Platz, vom Alex kommend in Fahrtrichtung aussteigen und dann links. Jetzt sollte alles klar sein.

Moderate Preise, 4€ Eintritt, 2€ das Becks, Örtlichkeit sehr ansprechend, mit Betonpfeilern mittendrin, ohne Bühne. Gedränge bei guter Mucke also vorprogrammiert, was ja nicht das schlechteste ist. An diesem Abend gabs kaum Gedränge, damit ist über die Qualität der Musik bereits alles gesagt. Diffuses Geschrammel auf ner Rickenbacker, dazu ein blubbernder Bass, bedient von einer kecken Blondine mit hübscher Stimme. Im Hintergrund an die Wand projezierte Bilder, Videoclips, von den beiden, herumlaufend, umherschauend, mal hierhin, mal dorthin. So uninspiriert wie das klingt wars denn auch. Dabei eigentlich alles andere als unsympathisch.

In einem taz Artikel beschwor jemand „Band of Susans“.War auch meine Assoziation, aber wenn mich nicht alles täuscht hatten „Band of Susans“ 5 Gitarren, oder mindestens vier. Es ging um Klangcollagen, um übereinander gelegte Lärmwände. Hier gibt es eine homogene Wand, an der sich der hilflose Blubberbass abarbeitet. Dazu war die Livemischung eine Katastrophe. Mit viel gutem Willen konnte man erahnen was sich hinter dem Geschrabbel verstecken könnte und vielleicht ist die Platte auch gar nicht schlecht. Da fällt mir ein, es handelte sich um eine Record Release Party. Hinterher gabs Karaoke, nicht mein Ding.

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